Dienstag, 20. November 2012

Depressionen in der Kindheit

Bereits als Baby war ich auffällig ruhig. Ich meldete mich kaum, wenn ich die Windel voll hatte oder ich bei Krankheit mich im Schlaf übergeben musste. Ich habe seelenruhig in meinem Erbrochenen weiter geschlafen.

Ab einem Alter von ca. einem Jahr war ich weiterhin auffällig ruhig. Mit Geburt meiner ein Jahr jüngeren Schwester legte ich eine Sprechpause meiner gerade erlernten Worte ein. Erst zusammen mit ihr fing ich wieder an.

Weiterhin war ich lange Zeit weder tags noch nachts trocken. Aufgrund dessen musste ich mich mehrfach div. körperlichen Untersuchungen (auch stationär) unterziehen. Doch nie wurde eine körperliche Ursache gefunden.

Mit 10 Jahren wurde ich dann von einem Tag auf den anderen immerhin tagsüber weitestgehend trocken. Es war der Wechsel von der Grund- zur Realschule. Daher gehe ich stark davon aus, dass es zumindest bis zu diesem Zeitpunkt psychisch bedingt war.

Erst mit 15 Jahren, als ich ein weiteres Mal in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie war, wurde ich aus irgendwelchen Gründen auch nachts plötzlich trocken.

Die Ärzte dort haben eine Vermutung angestellt, dass es evtl. mit den damals häufigen Harnwegsinfekten in Zusammenhang stand. Auch zu Beginn dieses Aufenthaltes hatte ich wieder einmal einen Harnwegsinfekt, dieser vorerst mit Antibiotikum und anschließend mit einer Langzeit-Prophylaxe behandelt wurde. In dieser Zeit kam es dann auch, dass ich nachts plötzlich trocken wurde.

Jedoch kann es auch hier gut möglich sein, dass es auch weiterhin noch psychisch bedingt war. Ich weiß den genauen Grund letztendlich nicht.

Heute habe ich nur noch sehr selten Probleme mit dem Einnässen. Und wenn, ist dies meist in sehr aufregenden Situationen (Angstsituationen). Dies ist dann wieder mehr psychosomatisch bedingt. Denke ich.

Im Weiteren lief ich im Kleinkindalter stets an der Wand oder der Hand meiner Eltern. Dies ist vermutlich auch ein Zeichen von Unsicherheit und Ängstlichkeit gewesen.

Auch war ich insbesondere im Grobmotorischen eher unbeholfen.

In meinem Verhalten war ich stets vorsichtig, zurückhaltend und ängstlich.

Im Kindergarten machte ich mich sehr von meiner jüngeren Schwester abhängig. So soll ich das erste Jahr nicht gesprochen haben. Erst als meine Schwester dazu kam, fing ich an zu sprechen.

Imgrunde weisen all diese Symptome/ Merkmale auf eine Depression in der Kindheit hin. Es ist also gut möglich, dass ich bereits damals schon erste depressive Phasen erlebte. Ob dies wirklich so war, kann ich natürlich nicht sagen und ich denke, im Nachhinein ist dies auch noch viel schwerer zu beurteilen – auch von professioneller Seite aus.

Und eigentlich ist dies auch überhaupt nicht wichtig. Es könnte höchstens für eine genauere heutige Diagnosestellung bzgl. Depressionen oder sogar Dysthymie interessant sein. Wobei ich mich heute viel mehr in der Dysthymie wiederfinde, als in der klassischen Depression – auch wenn ich die Diagnose der „mittelgradigen depressiven Episode“ bekommen habe.

Im Alter von 8 Jahren war ich aufgrund meiner Problematik mit dem Einnässen zum ersten Mal in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dort wurde jedoch nichts von einer Depression festgestellt. Laut deren Diagnose handelte es sich um eine "Emotionale Störung mit Trotz und sozialer Ängstlichkeit".

„Aha, und diese soziale Ängstlichkeit hat sich in meinem Fall mit zunehmendem Alter zu einer sozialen Phobie (und ängstlichen-vermeidenden Persönlichkeitsstörung) entwickelt.“ – So kann es in Einzelfällen vorkommen, wie ich es im Internet gelesen habe.

Mittwoch, 14. November 2012

Nähe/ Berührung

Meine Betreuerin zeigte mir einen (vermutlich) "normalen" Abstand, wenn sich zwei Menschen unterhalten. Es war sehr schwer für mich auszuhalten. Ich machte immer wieder einen Schritt zurück.

Vielleicht fällt mir der vermeintlich normale Abstand deshalb so schwer, weil ich mich etwas eingeengt fühle. Ich gezwungen bin, dem anderen in die Augen zu schauen, da ich keine Ausweichmöglichkeiten mehr habe. Somit versteife/ erstarre ich.

Weiterhin zeigte sie mir, wie sich manche Menschen, die sich (sehr) nahestehen, auch unterhalten: Die Berührung war eigentlich sehr schön, doch wieder einmal fast gar nicht für mich auszuhalten. Ich löste mich immer wieder, drehte mich um und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen - ich musste weinen.

Wenn sie mich so berührte, wäre ich ihr am liebsten in die Arme "gefallen". In dieser Situation wurde mir (wieder einmal) bewusst, wie sehr ich mich eigentlich nach einer Umarmung (körperlicher Nähe) und dem Gefühl "sich fallen lassen zu können" sehne. Das Gefühl von Geborgenheit. Dieses Bewusstwerden stimmte mich traurig.

Zwar kann ich meine große Schwester mittlerweile relativ gut umarmen, doch ich glaube, auch hier kann ich mich noch nicht richtig fallen lassen. Außerdem wohnt sie einige Kilometer entfernt von mir.