Freitag, 24. August 2012

Sich der Angst stellen

Ich bin ja in der Reha-Maßnahme vom Arbeitsamt. Von diesem bekomme ich zwar Ausbildungsgeld, doch reicht dieses nicht aus, um meinen kompletten Lebensunterhalt davon zu finanzieren. Es reicht gerade einmal für meine monatlichen Fixkosten - übrig bleiben 15,00 €. So musste ich nun einen Antrag auf einen Zuschuss zu diesen Kosten stellen - heute war ich mit meiner ambulanten Betreuerin beim Sozialzentrum/ Jobcenter um diesen zu stellen.

Als wir auf dem Weg dorthin waren, war es noch soweit ok, doch sobald wir an der Eingangstür waren, kamen die ersten Ängste und Unsicherheiten in mir hoch. Ich blieb kurz stehen und fragte meine Betreuerin, was ich gleich überhaupt sagen sollte. Trotz ihrer Antwort, wäre ich am liebsten dort schon umgedreht.

Wir gingen die Treppen zum 1. OG hoch. Wir befanden uns in einer Art Vorflur - meine Angst stieg weiter an. Ich wurde immer unsicherer. Wäre am liebsten nicht hineingegangen.

Nun, als wir vor'm Empfangstresen standen und meine ambulante Betreuerin die ersten Worte sagte und dann ich mein Anliegen sagen musste, wäre ich fast in Tränen ausgebrochen. Mein Fluchtimpuls war ziemlich stark. Eine Gedankenleere herrschte in meinem Kopf. 
Wäre die Angst zu fliehen nicht so immens stark, wäre ich vermutlich spätestens dort einfach gegangen.
Nach gefühlten Minuten stummen und erstarrtem Dastehen, bekam ich doch noch mein Anliegen über die Lippen - unter großer Anspannung. Die Tränen standen mir auch hier (noch) in den Augen.
Doch als ich mein Anliegen aus mir herausbrachte merkte ich eine minimale Erleichterung. Dennoch war ich während der gesamten Situation noch relativ angespannt.

Als die Situation sich dann zum Ende neigte, stieg die Anspannung/ Unsicherheit nochmals kurz an, da ich nun nicht genau wusste, ob ich nun einfach gehen kann oder sie noch eine Frage an mich hat. Doch ging es relativ schnell vorüber, nachdem ich mich überwand mich zu verabschieden.
So verließen wir dann auch die Räumlichkeiten und ich konnte mich allmählich wieder etwas entspannen.

(Spannungs-/ Angstkurve: 0 - 7 - 10 - 9 - 10 - 5/4)

Fazit: Ich habe es geschafft! Trotzdem glaube ich, dass ich ohne meine ambulante Betreuerin dort nicht hineingegangen wäre. Wie gut, dass ich sie habe.



In der letzten Zeit merke ich immer mehr, wie ausgeprägt meine Ängste und Unsicherheiten doch eigentlich sind. Ich nehme vieles viel mehr wahr, beobachte mich selbst mehr als früher.
Noch vor 2 Jahren war ich in einer ähnlichen Situation, doch empfand ich nicht solche starken Gefühle. Vielmehr nahm ich mehr meine Körpersymptome wie das Schwitzen wahr - wenn dies nicht sogar stärker war als heute; in solchen Situationen.

Ich denke, es kann schon eine Wirkung des Antidepressivums sein, welches ich nun bekomme; denn: Bei einer Depression liegt quasi eine Decke über den Gefühlen und dämmt sie (stark) ein. Dies war bei mir vermutlich der Fall. So nahm ich vieles gefühlsmäßig nicht so wahr. Das Antidepressivum lockert diese Decke nun etwas und so kommen auch mehr meine Gefühle hervor. Meist sind es jedoch "nur" die negativen Gefühle, die ich wahrnehme. Selten empfinde ich auch mal positive Gefühle und wenn, dann kann ich diese nicht zulassen :-/.

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